Man ist sich selber schuldig, das Beste zu geben

Interview mit Tina Spillmann, Sportlehrerin


Tina, du bist ein sportliches Multitalent. Früher warst du in der Nationalmannschaft Skiakrobatik, heute verdienst du deine Brötchen u.a. mit Salsa-Unterricht, z.B. als (Schul-)Sportlehrerin in Brugg.

Multitalent würde ich nicht behaupten, ich mag Sportarten, in denen man kreativ sein kann und bin aber auch gerne draussen in der Natur. Als Turnlehrerin lernt man ja auch die verschiedensten Sportarten kennen. Am wohlsten fühle ich mich aber auf den Skiern!

Gibts ausser Sport noch ein anderes Hobby – als Ausgleich?

Tanzen sehe ich nicht als Sport, einfach als Bewegung. Seit ein paar Jahren spiele ich wieder Barisax, inzwischen in einer BigBand und ausserdem sind meine Bastelprojekte berüchtigt.

Warst du ein bewegungsfreudiges Kind und ein sportlicher Teenager?

Zwischen 12 und 18 Jahren hat das Kunstturnen eine wichtige Rolle gespielt.

Wie bist du zum Salsa-Tanzen gekommen?

Das war eigentlich Zufall: Während eines Skileiterkurses haben wir abends Discofox getanzt. Da habe ich beschlossen, einen Tanzkurs zu machen. An der ETH gab es dann einen Salsa-Kurs im Angebot. Damals wusste ich aber nicht, was Salsa und was Samba ist.

Was ist faszinierend an diesem Tanz, was macht Spass?

Ich tanze eigentlich ausschliesslich die kubanische Variante und daran gefällt mir vor allem die Musik, diese unglaubliche Energie und natürlich auch die Bewegung, welche durch den ganzen Körper geht (oder gehen kann). Ausserdem, geht es nicht darum, sich möglichst elegant zu präsentieren, sondern das eigene Gefühl beim Tanzen zählt. Wenn man sich dann wohl fühlt, stimmt es von aussen gesehen von selbst. Natürlich darf man auf der Tanzfläche auch mal übertreiben und sich so geben, wie man das im Alltag vielleicht nicht tun würde.

Weshalb denkst du, ist Salsa ein Modetanz geworden?

Vielleicht, weil sich die Europäer nach diesem exotischen Lebensgefühl sehnen, sich gerne locker bewegen möchten, sichaber nicht getrauen. Vieles dazu beigetragen hat sicher Ry Cooders Film "Buena Vista Social Club" und die anschliessende Vermarktung der Latin-Welle, Musikclips usw.

Was sagst du jemandem, der behauptet, nicht tanzen zu können?

Jeder kann tanzen, ausser er versucht es nie! Spüre die Musik und überlege nicht!

Du hast Leistungs-/Spitzensport betrieben; das heisst Dranbleiben, hartes Training. Wie hast du dich immer wieder motivieren können, um durchzuhalten, wenn dir nicht nach Training zumute war?

Als ich mit dem Skiballett begonnen habe, nahm ich mir vor, 2 Jahre lang "wie ein Profi" zu trainieren und dann erst zu entscheiden, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Nach 2 Jahren war der Fortschritt gross genug, dass ich mir die nächste Zeile setzten konnte. Das Wichtigste war, für sich selber zu trainieren und nicht, um jemandem einen Gefallen zu tun, sondern weil man es sich selber schuldig ist, das Beste zu geben. Aber man muss bereit sein, 24h am Tag Sportlerin zu sein und darf nicht zweifeln an dem, was man sich vorgenommen hat.


Du arbeitest mit Jugendlichen; was freut dich an dieser Arbeit, was macht dir eher Bedenken?

Wenn ich es fertig bringe, dass "meine" Schülerinnen sich motivieren lassen, eine Leistung zu vollbringen und auch plötzlich Spass daran haben oder sich über etwas neu Gelerntem freuen, dann bestätigt sich meine Berufswahl immer wieder.
Oder wenn sich eine positive Eigendynamik entwickelt, die mich eigentlich überflüssig macht und eine Gruppe beginnt, sich selber zu organisieren und gegenseitig zu motivieren.

Die weitverbreitete Einstellung: alles muss "Fun" machen, soll aber nicht anstrengen, finde ich hingegen beängstigend!
Schlimm finde ich, wie schlecht einige Jugendliche mit Misserfolg umgehen können. Wie schnell wird da die Schuld auf andere geschoben, statt sich mal einzugestehen: O.K., das war jetzt nicht das Beste, was ich hätte geben können, das nächste Mal mache ich es besser!


Vielen Dank Tina für deine Zeilen, deine Inputs! Weiterhin viel Power, Begeisterung und Erfolg!


Schülerfrage von Yves

Hallo, ich interessiere mich tierisch für Salsa, doch irgendwie fühl ich mich ausgeschlossen, wenn ich als Junge Salsa tanze, darum wollte ich Sie fragen, ob viele Jungs Salsa tanzen?

Salsa tanzt man immer zu zweit, das heisst: ein Mann und eine Frau zusammen.
Wenn die Frauen gemeinsam tanzen, machen sie das bloss, weil sie keine Männer finden, die tanzen können. Du bist also extrem gefragt in diesem Kurs, sonst müssen die armen Mädchen auch in Zukunft warten, bis die Jungs endlich tanzen lernen.

Lieber Gruss
Tina Spillmann

Tina beim Butterfly

Weitere Infos Zu Tina Spillmann

- http://freestyle-team.ch/texte/ver_athleten.htm

- http://www.thecolorofjazz.ch/besetzung.html









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